Energieregion „Südliche Fränkische Schweiz“

Reisebericht der Energietour

Projekt:  Energiekonzept für die Energieregion Südliche Fränkische Schweiz   

Hier:  Energietour

Datum:  15.11.2017

Am 15. November fand die Energietour der Gemeinden der Energieregion Südliche Fränkische Schweiz statt. Diese ist Teil des Energiekonzepts, das aktuell für die Gemeinden, Märkte und Städte Hiltpoltstein, Gräfenberg, Igensdorf und Weißenohe entwickelt wird. Bei den beiden besichtigten Energieprojekten konnten sich die Teilnehmer von beispielhaften Möglichkeiten der Bürgerbeteiligung überzeugen.

Als erstes Ziel stand der im Frühjahr 2017 in Betrieb gegangene Windpark bei Neuenreuth in der Gemeinde Thiersheim auf dem Plan. Der Windpark wird durch die ZEF ZukunftsEnergie Fichtelgebirge GmbH betrieben. Diese ist wiederum ein Gemeinschaftsunternehmen der Städte Arzberg, Kirchenlamitz, Wunsiedel, Marktleuthen, der Gemeinden Tröstau und Nagel, sowie der SWW Wunsiedel GmbH, der Licht- und Kraftwerke Helmbrechts GmbH und des Kommunalunternehmens Marktredwitz. Darüber hinaus konnten sich die örtlichen Bürger auch direkt durch Darlehen an dem Windpark beteiligen. Das Thema Bürgerbeteiligung wurde hier also großgeschrieben. Weiterhin setzte EVF – Energievision Franken GmbH zusammen mit der ZEF als derzeitige Projektentwickler auch ein Pachtmodell um, mit der alle betroffenen Grundeigentümer gleichermaßen und fair an dem Projekt beteiligt wurden. Bei dem Windpark Neuenreuth handelt es sich damit zu Recht um ein echtes Bürgerprojekt, das zusammen mit den örtlichen Gemeinden umgesetzt wurde.

Bei einem Rundgang durch den Windpark konnten die Teilnehmer der Energietour auch die Gelegenheit nutzen und einen Blick in das Innere der Windräder werfen. Dabei handelt es sich um besonders effiziente Anlagen der neuesten Generation mit einer Gesamthöhe von etwa 200 m und einem Rotordurchmesser von ganzen 131 m. Jeder der vier Rotoren des Windparks überstreicht damit eine Fläche von mehr als zwei Fußballfeldern. Mit einer elektrischen Leistung von insgesamt 13.200 MW erzeugen die Anlagen pro Jahr etwa 28 Millionen Kilowattstunden. Bei einem angenommenen Strombedarf in Höhe von 4.000 kWh je Haushalt ist das genug regenerativer Strom für 7.000 Haushalte.

Bei dem Mittagessen auf der Frankenfarm in Himmelkron konnten die ersten Eindrücke der Energietour bei gutbürgerlichem fränkischen Essen mit regionaler Herkunft diskutiert werden. Bei der Frankenfarm handelt es sich um ein Gemeinschaftsprojekt von zehn regionalen Landwirten, die die Frankenfarm nutzen, um ihre heimischen Produkte regional zu vermarkten. Neben dem Wirtshaus kann die Frankenfarm so auch eine eigene Metzgerei, mehrere Hofläden, sowie einen Catering-Service anbieten.

Nach dem Mittagessen nutzte der ebenfalls anwesende Klimaschutzmanager des Landkreises Forchheim, Herr Dominik Bigge, die Gelegenheit, um das auch in der Energieregion Südliche Fränkische Schweiz zukünftig anstehende Kooperationsprojekt im Bereich Elektromobilität mit dem „Ladeverbund Franken+“ vorzustellen. Denn auch in der Südlichen Fränkischen Schweiz wird es bald möglich sein, auf dieses in Franken einheitliche Ladesystem zugreifen zu können. Dem Wandel hin zur Elektromobilität wird demnach in Zukunft kaum noch etwas entgegenstehen.

Nach dieser kurzen Exkursion zur Elektromobilität ging es dann weiter zu einem bayern- und bundesweit herausragenden Energieprojekt im Markt Zapfendorf. Die Ortschaft Oberleiterbach hat nicht nur die Goldmedaille im Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft – Unser Dorf soll schöner werden“ der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau gewonnen, sondern gilt als ein vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgezeichnetes „Bioenergiedorf“ auch als herausragendes Beispiel der bürgerschaftlich getragenen Energiewende. Weit mehr als die Hälfte der benötigten Energie für Wärme und Strom wird hier vor Ort und regenerativ erzeugt.

Als zentrale Elemente wurden die Biogasanlage und das angeschlossene Nahwärmenetz besichtigt. Die Biogasanlage wird durch die ortsansässige Familie Schmuck u.a. mit nachwachsenden Rohstoffen und Gülle betrieben. Schon relativ früh gab es dann die Idee, die in der Biogasanlage anfallende Wärme auch für Heizzwecke in der Ortschaft zu nutzen. Die Bürgervereinigung wandte sich deshalb an die EVF – Energievision Franken GmbH und ließ ein Konzept zur Nutzung der Abwärme in einem Nahwärmenetz entwickeln. Die Wärme der Biogasanlage versorgt nun mehr als die Hälfte Oberleiterbachs mit regenerativer Wärme. Die Bürger haben sich mittlerweile ebenfalls in einer Energiegenossenschaft zusammengetan und betreiben das Nahwärmenetz in Eigenregie. Das bedeutet, dass jeder Anschlussnehmer auch Genosse und damit Betreiber des Nahwärmenetzes ist.

Nach der Biogasanlage und einem kurzen Dorfrundgang mit Kirchenbesuch wurde noch das zentrale Heizhaus besichtigt. Hier sorgt ein zentraler Biomasse-Heizkessel mit einer thermischen Leistung in Höhe von 500 kW dafür, dass auch an besonders kalten Tagen oder wenn die Biogasanlage gewartet wird ausreichend Wärme zur Verfügung steht. Das eigene Heizhaus bedeutet damit für die Energiegenossenschaft auch gleichzeitig ein Stück Unabhängigkeit von der Biogasanlage. Grundsätzlich wird die Ortschaft aktuell jedoch nahezu vollständig durch die Wärme der Biogasanlage versorgt.

Im Anschluss stellte Herr Reiner Zapf-Willmer den Werdegang des Nahwärmenetzes von der Idee bis zur Inbetriebnahme vor. In diesem fast fünf Jahre andauernden Prozess sorgten viele Hochs und Tiefs dafür, dass allen Beteiligten nicht langweilig wurde. Die Anwesenden konnten in einer geselligen Runde die Gelegenheit nutzen und Fragen zu allen Details stellen. Ganz unverblümt stand Herr Reiner Zapf-Willmer Rede und Antwort.

Auf der Energietour konnten vielseitige Aspekte der bürgerschaftlich getragenen Energiewende besichtigt werden. Die EVF – Energievision Franken GmbH als Veranstalter der Energietour bedankt sich bei allen Teilnehmern für das Interesse!

Fotos und Text: Ralf Deuerling, EVF – Energievision Franken GmbH